Der vorliegende Sammelband liefert nun zum vierten Mal eine Übersicht
über die Forschungsaktivitäten des Internationalen Zentrums für
Hochschulforschung (INCHER) der Universität Kassel. Jedoch ist es diesmal mehr
als eine Leistungsschau einer der renommiertesten Hochschulforschungszentren im
deutschsprachigen und sogar europäischen Raum. Es ist eine Retroperspektive des
Kasseler Forschungszentrums, das 1978 gegründet wurde und einen wesentlichen
Beitrag zur systematischen Auseinandersetzung mit der Hochschulentwicklung
geliefert hat. Eine Forscherinnen- und Forschergruppe um Ulrich Teichler, die in
den letzten Jahrzehnten maßgeblich die Hochschulforschung in Deutschland aber
auch darüber hinaus mitbestimmt hatte. Als Mitbegründer von INCHER hat Teichler
eine international renommierte, bedeutende und bekannte Einrichtung aufgebaut
und geleitet.
Dabei wurde in Kassel zu unterschiedlichen thematischen Sachgebieten geforscht
und gelehrt. Neben Konzeptionen und Entwicklungstrends von Strukturen im
Hochschulwesen oder Aspekten der Organisation und Entscheidungsfindung, waren auch
Hochschule und Beruf sowie die Lehrenden, Lernenden und Forschenden über drei
Jahrzehnte Gegenstand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. INCHER hat insbesondere
mit dem Aufbau der Absolventenstudien einen wesentlichen Beitrag zur
international vergleichenden Hochschulforschung geleistet. In der Tat hat
INCHER ein sehr umfangreiches Arbeitsportfolio. Dies war – wie die Leitung des
Zentrums im Buch betont – „von der Überzeugung getragen, dass die einzelnen
Aspekte nur unbefriedigend analysiert werden können, wenn nicht ihre Verzahnung
zu anderen Aspekten zum Gegenstand der Analyse gemacht [worden] wäre“.
Nun steht, wie an vielen Orten der Hochschulforschung weltweit, auch in
Kassel ein Generationswechsel bevor. Damit ist diese Publikation eine Zusammenführung
wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Kasseler Schmiede und auch ein Momentum
des Stehenbleibens, des Rückblicks und der Reflexion. Einzelne Beiträge im Buch
sind Zusammenfassungen von unterschiedlichen Forschungsarbeiten mit dem Ziel,
relevante und wesentliche Erkenntnisse nochmals vereinigend darzustellen.
Der umfangreiche Sammelband liefert eine Übersicht über die
Forschungsarbeiten des Zentrums und bietet insbesondere Raum für die
Darstellung von Forschungsprojekten der letzen zehn Jahre am INCHER sowie Raum für
den wissenschaftlichen Nachwuchs - Dissertantinnen und Dissertanten - ihre
Forschung zu präsentieren.
Dabei bleibt das Buch den Schwerpunkten des INCHER treu und gliedert die
vorliegenden Beiträge entlang der thematischen Schwerpunkte des Zentrums. Die
Publikation gruppiert die Arbeiten in fünf Themengebiete „Hochschule und
Beruf“, „Studienstruktur- und Studienreform“, „Hochschulsysteme und
Hochschulpolitik“, „Stadien der wissenschaftlichen Karriere“ und
„Internationalität der Hochschulen“. Jedes Hauptkapitel startet mit einem
einführenden Beitrag, der in der Regel das Wirkungsspektrum des INCHER im
konkreten thematischen Schwerpunkt reflektiert und von „zentralen Akteuren“
geschrieben wurde. Obwohl diese „Einführungen“ ein gelungenes „Pointieren“ von
bedeutsamen Momenten der am INCHER geleisteten Arbeit darstellen, sind sie
leider größtenteils losgelöst von den nachfolgenden Beiträgen. Damit ist es für
die Leserinnen und Leser schwer sich im Buch zu orientieren und sie müssen sich
weitgehend auf die Überschriften der einzelnen Beiträge verlassen. Auf diese
Weise liefert der Band primär eine Zusammenfassung der Arbeit des INCHER.
Es erwartet die Leserin oder Leser kein umfassendes Werk zu den
einzelnen Themengebieten. Vielmehr entstand eine Leistungsbilanz des letzen
Jahrzehnts über die Gesamtheit der Aktivitäten des Zentrums. Damit liefert der
Sammelband auch wertvolle Ansichten bezüglich die Entwicklung, Etablierung und
Weiterentwicklung der Hochschulforschung der letzen Jahrzehnte am Beispiel des
INCHER. Barbara Kehm, Harald Schomburg und Ulrich Teichler sind dabei
überzeugt, dass „die Ausgangsbedingungen für weitere erfolgreiche Hochschulforschung
an der Universität Kassel günstig erscheinen“.
Zusammenfassend ist die Rolle und Wirkung des INCHER – auch durch diesen
Band – anzuerkennen. Dazu liefert der vorliegende Band eine Vielzahl an Beweisen
und durchaus interessante Beiträge zu einem zugegebenermaßen Überangebot an
Themen. Offen bleibt, ob die Tradition fortgesetzt wird und in zehn Jahren
wieder ein Sammelband aus Kassel zu erwarten ist.